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Astrofotografie mit dem SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Contemporary


Astrofotografie mit bis zu 600mm

Die Ziele für Astrofotografen unterscheiden sich enorm. Von Bilder der Milchstraße, die sich über 180° Bildwinkel erstrecken, bis hin zu keinen Galaxien, die sich nur noch über den Bruchteil eines Grades ausdehnen, ist alles möglich. Mithilfe des SIGMA 150-600mm Objektivs lässt sich ein enormer Bereich an astronomischen Zielen mittlerer Größe fotografieren. Bevor ich jedoch meine Erfahrungen schildere, möchte ich dem Ganzen etwas Kontext geben.

Ich arbeite als Mathematik- und Physiklehrer am Josef-Hofmiller-Gymnasium in Freising. Auf dem Dach der Schule liegt die Sternwarte des JoHo. In der fünf Meter durchmessenden Kuppel steht ein computergesteuertes Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit 560mm Brennweite mit F1,9. Dieses sehr große und schwere Teleskop kann auch bei 2800mm F10 betrieben werden. Ein weiteres, computergesteuertes Teleskop hat eine Brennweite von 1600mm und bietet so eine Alternative, wenn mehr als 560mm aber weniger als 2800 mm Brennweite benötigt werden. Für eine Schule ist eine Sternwarte etwas sehr Besonderes, weshalb die gesamte Schulfamilie sehr stolz auf sie ist. In der Sternwarte lernen über 90 Schülerinnen und Schüler praktische Astronomie und fotografieren den Nachthimmel über Freising.

Objekte, die zur Beobachtung eine geringere Brennweite als 560mm erfordern, konnten bisher in unserer Sternwarte nicht beobachtet werden. Das uns von SIGMA Deutschland zur Verfügung gestellte 150-600mm Teleobjektiv schließt diese Lücke jedoch fast vollständig. In diesem Bereich liegen viele der interessantesten Beobachtungsobjekte für Astronomen und der große Brennweitenbereich des Objektivs ermöglicht es dieses universell für ihre Beobachtung einzusetzen.

Ein Bespiel für eines dieser Beobachtungsobjekte ist der Nordamerikanebel im Sternbild Schwan. Seinen Namen erhielt dieser Nebel, weil seine Form an den namensgebenden Kontinent erinnert. Das rot leuchtende Gas besteht überwiegend aus Wasserstoff und dehnt sich auf vier mal drei Vollmondbreiten aus. (Die Breite des Vollmonds beträgt etwa 0,5 Grad.)

In einer der ersten klaren Frühlingsnächte fotografierte ich diesen Nebel mithilfe des SIGMA 150-600mm. Durch den Zoom des Objektivs war es leicht viele ansprechende Bildkompositionen zu finden. Unentschlossen wie ich war, fotografierte ich zwei Aufnahmen. Eine formatfüllende Variante bei einer Brennweite von 400mm, welche die Details im leuchtenden Gas besonders gut darstellt und eine weitere Aufnahme bei 250mm die den Nebel besser in der unendlichen Schwärze des Alls zeigt und seine Form mehr betont. Diese Variante zeigt ebenfalls den rechts neben dem Nordamerikanebel liegenden Pelikannebel und rundet die Komposition ab. Um die Form des Nebels zu betonen, musste ich die das Bild um etwa 40 Grad drehen. Mithilfe der Stativschelle ist das schnell und präzise möglich. Genau diese gestalterischen Freiheiten machen das SIGMA 150-600mm vielen Teleskopen überlegen und bereiten bei der Benutzung viel Freude.

Um Aufnahmen wie die hier gezeigten fotografieren zu können, ist es erforderlich, Objektiv und Kamera auf einer Nachführung zu lagern. Diese gleicht die Rotation der Erde aus und hält das Objektiv still auf einen Punkt am Nachthimmel gerichtet. Statt der 500er-Regel für die Belichtungszeit lassen sich so Fotos mit beliebig langer Belichtungszeit ohne verschmierte Sterne fotografieren. Die Stativschelle des Objektivs gibt dem Aufbau eine solche Stabilität, dass verwacklungsfreie Belichtungen mit über 300 Sekunden Länge möglich sind. Jedoch genügen selbst 300 Sekunden Belichtungszeit noch nicht, um ansprechende Fotos zu erstellen. Das Bildsignal liegt nur etwas über dem Rauschen der Kamera. Daher werden in der Astrofotografie viele Einzelfotos überlagert bis das entstehende Bild eine gesamte Belichtungszeit von mehrere Stunden hat und das Signal sich klar vom Rauschen trennen lässt. Sogenannte Kalibrierungsbilder erleichtern dies noch. Das entstandene Bild wird anschließend mit speziellen Techniken bearbeitet, um die schönen Farben und Strukturen herauszuarbeiten.

In einer weiteren klareren Herbstnacht entschloss ich mich, Galaxien zu fotografieren. Der Frühling ist für Hobbyastronomen „Galaxy Season“, weil sich viele der schönsten Galaxien während der Abendstunden beobachten lassen. Mit der Qual der Wahl entschloss ich mich eine Gruppe von Galaxien zwischen den Sternbildern Löwe und Jungfrau zu fotografieren. Astronomen bezeichnen diese Gruppe als Markarjansche Kette. Dabei handelt sich um Galaxien im Virgo-Haufen, die von der Erde etwa 50 Millionen Lichtjahre entfernt liegen. Mittig im Bild lassen sich über 20 Galaxien klar identifizieren. Diese bilden die zuvor erwähnte Kette. Das Bild enthält aber noch dutzende weitere Galaxien. Fast jeder verwaschene Punkt in diesem Bild ist eine weitere Galaxie. Für dieses Bild wählte ich die maximal mögliche Brennweite von 600 Millimetern und belichtete insgesamt für über zwei Stunden.

Später in der Nacht entschloss ich mich noch einen meiner Lieblingsnebel zu fotografieren. Bei etwas mehr als 300 Millimetern lässt sich der komplette Nebel darstellen. Wieder bin ich begeistert vom Zoom des Objektivs und der Möglichkeit die Komposition des Bildes so zügig zu ändern. Hätte ich ein klassisches Teleskop genutzt, wäre ich wahrscheinlich eher ins Bett gegangen als nochmals umzubauen. Mithilfe des SIGMA 150-600mm Objektivs waren dies jedoch nur einige kurze Handgriffe.

Nachdem ich eine ansprechende Komposition fand erfreute ich mich an diesem Überrest eines vor ca. 8000 Jahren explodierten Riesensterns. Der dargestellte Schleiernebel ist ein Supernovaüberrest. Am Ende seines Lebens explodierte ein gewaltiger Sterne, als eine sogenannte Supernova, und schleuderte seine äußeren Schichten ins Weltall. Heute erscheint dieser leuchtende Wasser- und Sauerstoff in beeindruckendem Rot und Cyan. Demütig und gleichzeitig erfreut über die Leichtigkeit mit der mir diese Aufnahmen dank des Objektivs möglich waren, ging ich schließlich schlafen.

Für mich steht bereits jetzt fest, das die Astrofotografie mit diesem Objektiv mir extreme Freude bereitet. Durch den großen Zoombereich ist es sehr flexibel einsetzbar, der Auf- und Umbau beim Wechsel des Ziels ist in nur wenigen Handgriffen erledigt und die entstehenden Bilder überzeugen durch ihre hohe Qualität.

Sergej Kern
aus der Sternwarte des Josef-Hofmiller-Gymnasium