Fototipp - Kalte Jahreszeit

Fototipp - Kalte Jahreszeit

Heute gibt uns Florian Smit einige Tipps zum Fotografieren in der kalten Jahreszeit.

Der Herbst stellt für mich eine ganz besondere Jahreszeit dar. Die Wetterlagen verändern sich oft und so wechseln auch die Lichtsituationen ständig. Gerade draußen in der Natur sind wir als Fotografen oft auf natürliches Licht angewiesen und kreieren so unsere Fotos. Ich liebe die frühen Abendstunden besonders, denn die Sonne steht im Herbst viel flacher und so verlängert sich die „goldene Stunde“ am Abend. Die tiefstehende Sonne taucht die Landschaft in einen warmen, roten Farbton, der sehr gut zu den generell wärmeren Farben des Herbstes passt.
Es ist aber nicht nur das Licht, das uns im Herbst oft einen Gefallen tut, es sind auch die bunten Farben der Blätter, die Bilder regelrecht zum Leuchten bringen können.

Wie jede Jahreszeit bietet auch der Herbst eine Fülle an speziellen Motiven.  Ich persönlich möchte mich hier mehr auf die kleineren Details konzentrieren. Ende September beginnt das Laub sich zu färben und erste Pilze sind im Wald zu finden - der Herbst beginnt.

Zu Beginn des Herbstes bieten sich bereits die ersten tollen Fotomotive an. Es ist wichtig bei allen Fotos besonders auf das Licht, die Farbharmonie und die Gestaltung zu achten. Ich lasse mich bei diesen drei wichtigen Komponenten meist sehr stark von meinen Gefühlen lenken. Der Herbst offenbart hierzu mannigfaltige Möglichkeiten, und so kann man mit etwas Glück im ein oder anderen Moor noch die letzten Libellen, Spinnen oder Schmetterlinge finden. Die Tage werden kürzer und man muss morgens nicht mehr ganz so früh aufstehen. Es bleiben aber nur noch wenige Tage, bis auch die letzten Exemplare verschwunden sind - Zeit, sich anderen Motiven zu widmen.

Die Pilzfotografie stellt den Fotografen vor ganz individuelle Herausforderungen. Im Wald ist es meist schwer einen homogenen Hintergrund zu finden, denn der Boden ist häufig sehr unruhig und die Pilze selber oft bedeckt von viel Laub. Mein erster Tipp, man sollte sich ein relativ frei stehendes Exemplar aussuchen, so macht man sich das Leben viel leichter. Ich positioniere meine Kamera meist direkt auf dem Waldboden. Das mag für den Einen oder Anderen ein „rotes Tuch“ darstellen, doch aus Erfahrung kann ich sagen, dass es dem Equipment nicht schadet. So lässt man den unruhigen Untergrund in Unschärfe verschwinden und kann sich ganz auf das Bild konzentrieren. Die bewusste Gestaltung des Hintergrundes ist ein Kernpunkt meiner Bilder. Ich achte auf die Anordnung der Baumstämme, keiner sollte sehr dominant sein und beispielsweise direkt hinter dem Pilz positioniert werden. Sehr gerne arbeite ich mit weit geöffneten Blenden, um den Bildern mehr Tiefe zu verleihen.
Wenn ich all das beachte, erhalte ich ein schönes, aber meist kein stimmungsvolles Bild. Stimmung erzeuge ich in meinen Bildern durch die richtige Lichtsetzung. Da die Natur kein Fotostudio ist und das Licht somit nicht beeinflussbar ist, muss man sich oft in Geduld üben und auf das richtige Licht warten. Ich fotografiere sehr gerne im Gegenlicht. Diese Lichtsituationen überfordern aber die Belichtungsmessung der Kamera sehr häufig. Dies ist ein Grund, warum ich viel im manuellen Modus arbeite. Der Großteil meiner Pilzfotografien entsteht mit dem Sigma 2,8/150mm Makro-Objektiv, aber auch andere Optiken, wie zum Beispiel das Sigma 1,4/50mm lassen sich sehr kreativ in diesem Genre einsetzen.

Der Herbst ist eine sehr vergängliche Jahreszeit. Die Zeitspanne, in der sich viele verfärbte Blätter an den Bäumen befinden und noch nicht abgefallen sind, ist kurz. Sie beschränkt sich im Grunde auf etwa zwei Wochen. In dieser Zeit beschäftige ich mich sehr gerne mit Landschafts- und Detailfotografie. Die Blätter von Bäumen bieten sehr viele Möglichkeiten Natur zu fotografieren, auch wenn man in einer industrialisierten Region lebt. Auch bei diesen Bildern spielt Licht, Farbharmonie und Gestaltung eine entscheidende Rolle. Im Grunde sind der Kreativität aber keine Grenzen gesetzt. Bilder können verwischt, oder direkt unscharf fotografiert werden. Mit offener Blende kann man verträumte, leuchtende Bilder erzeugen, man kann aber auch ganz klassisch die Laubwälder fotografieren. Was ich aber auf jeden Fall empfehlen kann, ist das gewohnte Raster einmal zu brechen, Bilder zu fotografieren, die ein Gefühl wieder geben. Oben genannte Festbrennweiten kommen oft bei diesen Motiven zum Einsatz, aber auch das Sigma 2,8/70-200mm oder Objektive wie zum Beispiel das Sigma 2,8/15mm Fisheye Objektiv eignen sich sehr gut.

Mitte November neigt er sich langsam dem Ende entgegen, der Herbst. Die Temperaturen fallen stark. Die Blätter an den Bäumen haben zum größten Teil ihren Weg zum Waldboden gefunden, die meisten Pilze sind vertrocknet. Spätestens der erste Bodenfrost zeigt deutlich, der Winter hält bald Einzug. Mit etwas Glück kann man zu dieser Zeit ganz besondere Fotomotive finden - Eisstrukturen. Es sind Motive, die mich stark faszinieren, grafische Muster, Symbole, teilweise sogar Bilder. Ich fotografiere diese Fotos meist direkt von oben, mit weit geschlossener Blende um möglichst viele Details abbilden zu können. Die Anordnung und Wahl des Ausschnittes entscheiden hier über ein gutes Foto, Linien können das Auge des Betrachters durch ein Bild leiten.

Im Herbst - wie auch in allen anderen Jahreszeiten - ist es wichtig, mit offenem Auge durch die Natur zu streifen. Daher behalte ich mir gerne im Gedächtnis – „It is not about where you are, it’s how you see.“